22 November 2009

Ein schöner Tach in Erlenbach



Was waren das für Aussichten. Eine Reise ins churfränkische Erlenbach am Main, eingerahmt in die Ausläufer des Spessarts und des Odenwalds. Geradezu ein Ausflug im Namen der Kultur und Natur. Da sich allerdings in der Kurzfristigkeit jeder langfristig angedachten Planung nur ein Häuflein von fünf Kickern zusammenfand, die von den Abschiedszelebrationen ihres alten Inter-Kollegen Josua schwer gezeichnet sich trägen und schweren Schrittes aufmachte, konnten zunächst auch die vielversprechenden Aussichten auf die pittoreske Idylle Churfranken keinen Stimmungswandel erzaubern. Wie sollte das gehen. Eine zum Teil übernächtigte Truppe mit schweren Gliedern begibt sich auf eine einstündige Fahrt in einen ungewissen Turnierverlauf, ohne Auswechselspieler. Ei weh!


Die Stimmung wurde nicht besser, als das Panorama Erlenbachs in der Ferne nur Schlote und Blechkästen zu bieten hatte und wir vor einem mausgrauen Betonklotz Halt machten, um die dortige Turnhalle zu betreten. Leicht schüchtern, einer glatten Niederlage gewiss, gingen wir den von ambitionierten Meterbierpokalgewinnwilligen Kickern flankierten Weg in die Halle, wo wir uns wiederfinden in einem Haufen zweierlei Sorten Fußballern: Eben genannte Trinkfraktion und einer übermäßig großen Anzahl erwachsener JuZ Zellerau-Kollegen. Na fein. Die Atmosphäre wirkte beklemmend. Ein jeder, der eine unmittelbare Rückreise vorgeschlagen hätte, hätte blanke Zustimmung geerntet. Aber, ach was. Es waren ja eh nur drei Spiele sicher, höchstens ein Viertelfinale möglich. Also, probieren wir doch das Möglichste.

Während wir uns unsere Trikots überstülpten ging das Licht langsam auf, die Lust zu spielen stieg ein wenig und aus den Katakomben der Barbarossahalle tauchte alsbald ein gut gelaunter, heiß gelaufener Marius aus, den Dirk spontan zum mitspielen gewinnen konnte. Die Eingeschlafenen wachten auf. Während Inter sich also dehnte und dehnte, trat dann kurz darauf auch noch der Cheftrainer gemachen Schrittes die Stufen der Tribüne hinunter. Spätestens jetzt war klar: Alles ergibt nun einen Sinn. Und wenn wir nur für Dirk spielten!


Der erste Gegner war ein FC Bayern Fanclub. Voller Hoffnung erwarteten wir einen leichten Gegner, der Marke Trinksportverein, hatten wir doch bereits ausgemacht, dass die anderen Gegner zum einen die Mitarbeiter eines Fitnessstudios waren, die technisch versiert und körperlich überlegen schienen. Die andere Mannschaft schien einfach nur professional aufgestellt. Technische Zauberer, aber auch die Fähigkeit als Team zu funktionieren und überlegen alles und jeden auszuspielen. Verdientermaßen, um dies vorwegzunehmen, der spätere Turniersieger. Da es von der Sorte in ihren Reihen aber mehrere Kicker gab, traten sie auch gleich mit zwei Mannschaften ein. In jener der später zum besten Spieler des Turniers gekürten Kollegen, der in der A-Jugend für den FSV Mainz 05 spielte und diese Überlegenheit klar preis gab. Also, rosige Zeiten für Inter nach dem ganz großen Pott zu greifen, wie wir in der vorigen Woche vor Selbstbewusstsein strotzend glaubten.


Als nun aber Gegner Nummer eins die Bühne betrat, hatten wir es mitnichten mit Saufkumpanen zu tun, sondern im Gegenteil mit einer jungen Truppe, uns technisch und konditionell überlegen scheinender Fußballer. Aber was sollte es. Es ging jetzt los. Augen zu und durch. Nach einer kleinen Orientierungsphase, recht harmlosen und zaghaften Schüssen aufs Tor sprangen jetzt die Motoren an. Klaas im Tor. Der Kinderriegel um Flo Hanke und Urs bei der gewohnt effektiven Arbeit und die immer wieder offensiv Akzente setzenden Harry, Matze und Marius. Inter – ein Bollwerk. Und dank des großen Feldes und der großen Tore ergaben sich schöne Spielzüge, die gelegentlich zum Torerfolg führten. Die drückenden Bayernfans blieben ein ums andere Mal in der Abwehrmauer stecken und standen hinten offen, was Matze bald zum für alle etwas überraschenden aber garantiert verdienten Führungstreffer nutzte. Wahnsinn. Jetzt waren alle heiß. Das mussten wir irgendwie absichern. Die Chance mussten wir nutzen. Auf der Tribüne ein begeisterter Trainer. Euphorie. Hier geht was. Auch ein baldiges Gegentor tat dem keinen Abbruch. Eine weitere Gelegenheit für Matze, ein zweites Tor und die Musik, die die letzte Minute signalisierte sprang an. Also verteidigen was das Zeug hält, Tempo rausnehmen und Zeit lassen. Keine Gefahr mehr. Es trötet zum Ende und Inter verlässt überglücklich und erstaunt das Spielfeld. Allen war klar, dass dies der Höhepunkt des Turnieres gewesen sein musste. Mehr war nicht zu erwarten. Und der Sieg ermöglichte uns immerhin auch ein eventuelles Viertelfinale, wenn wir unter zwei der besseren Drittplatzierten aus den drei Gruppen waren.


Die folgenden Spiele versprachen also den Boden der Tatsachen und ein Torreigen gegen Inter. So kam es zwar auch, aber da war etwas, dass Inter sich nicht zu träumen gewagt hätte. Im zweiten Spiel gegen die Jungs aus der Muckibude von AktivGym (aka die Chippendales, Danke Trainer für dieses Wortspielhighlight;)) gab es ein 3:4, da wäre sogar mehr drin gewesen. Denn diesmal hatten wir noch einen kurzfristigen Gast, der sich sein Heimspiel nicht nehmen lassen wollte, und ganz dem Intergeist entsprechend für zehn Minuten den Weg in die Halle fand. Alex Simon komplettierte die heutige Elf, die damit eine Sieben war. Nach frühem Rückstand durch Marius, konnte derselbe den verdienten Ausgleich erzielen, bevor es zwei weitere Gegentore regnete, von denen eines zumindest Klaas hätte verhindert haben soll. Am Ende eine unverdiente Niederlage, betrachtet man das (zwar unglückliche, aber dennoch) Eigentor und einen dicken Torwartfehler. Auch ein weiteres Tor durch Marius und den dritten Turniertreffer für Matze konnten am Ende die Niederlage leider nicht verhindern. Aber jetzt verließ eine gestärkte Mannschaft den Platz, die wusste, dass sie hier mehr erreichen hätte können. Es ging was.


Drittes Spiel gegen den späteren Turniersieger. Alle Zeichen stehen auf Defensive. Doch was macht Marius. Erwischt die Lücke auf der linken Seite, zieht zum Tor und schiebt abgeklärt und clever zum 1:0 an. Wichtiges Tor, aber nur leichte Freude. Hier musste sich Inter konzentrieren. Die leicht offensive Ausrichtung mit cleveren Spielmacherzügen von Harry, brandgefährlichen Akzenten von Matze und Marius konnte trotz knallharter Defensivarbeit, insbesondere um Flo und Urs, nicht zum Sieg beitragen. Am Ende überrollte eine spielfreudige und abgeklärte Mannschaft mit zackigen Kombinationen die Intertruppe und es blieb das Gefühl, dass wenn sie es gewollt hätten, das Ergebnis nicht nur beim 2:5 geblieben wäre.

Aber: Alle Achtung Inter: Sieben Tore in drei Spielen, ein Sieg und zwei Niederlagen, von denen eine unglücklich war. Das logische Resultat: Aufgrund des besseren Torverhältnisses winkte das Viertelfinale. Doch: Der Gegner diesmal. Die B-Elf des Turniersiegers, mit ihrem Mainzer Ballzauberer in den Reihen und weiteren ähnlich starken Einzelakteuren, nicht zuletzt dem Torwart. Die Gruppe mit überragenden Spielen gewonnen, trafen sie nun auf den glücklichen Dritten der Gruppe C Inter.


Die Taschen waren gedanklich schon gepackt. Es galt, Schadensbegrenzung walten zu lassen. Der Mainzer galt durch konzentrierte Manndeckung ausgeschaltet zu werden. Im Tor gab es einen Wechsel. Von neun Gegentoren in zwei Spielen ernüchtert, wollte Klaas etwas Frust von der Seele spielen und Matze „Katze“ Finster ging zwischen die Pfosten. Was für eine gute Entscheidung. Die Schüsse von Halli Galli Luxair Germany, so der Name des Gegners, wurden astrein pariert. Und die Defensivabteilung gab einfach alles. Die Offensivabteilung drohte mit ähnlich gefährlichen Spielzügen wir ihre Schwestermannschaft, doch hier waren mehr Einzelakteure am Werk, die neutralisiert werden konnte. Jeder biss auf die Lippen, um hier nicht unterzugehen, um jedes mögliche Gegentor zu verhindern, und bass erstaunt schauten alle dem Ball hinterher, wie er ins Netz kullerte, und zwar in das der grün-weißen. Inter führte! Wahnsinn! Jetzt wurde gebissen und gekämpft, dass der Kanzler seine wahre Freude daran gehabt hätte! Und plötzlich: Schluss! Übermannende Freude erschöpfter Interrecken. Halbfinale! Inter unter den besten Vier des Turniers. Jetzt wollte es Inter wissen! Manche behaupten, der Trainer hätte Tränen in den Augenwinkeln gehabt, aber das nur nebenbei… Soweit gekommen, so nah vorm Triumph, aber die Gegner wurden deshalb nicht einfacher.


Und so gab es ein freudiges Wiedersehn mit den Würzburger Kollegen von HNK Würzburg. Mit der freundlichen Truppe, die uns schon beim Vatertagsturnier 2008 schwindelig gespielt hatte, galt es noch eine Rechnung zu begleichen. In der Abwehr zeigten sie in den Spielen zuvor Schwächen, boten aber eine bärenstarke Offensive auf. Also wieder beißen, beißen, beißen. Nun aber machte sich die Erschöpfung breit, die logische Folge vom überragenden Viertelfinale war. Es wurde leidenschaftlich alles gegeben, man rannte nach hinten und warf sich zwischen die Querpässe, vereitelte so einiges an Chancen für den Gegner, der doch letztlich kleine Unkonzentriertheiten bestrafte und bald 1:0 führte. Keine Chance für die Katze im Tor. Ebenso wenig beim 2:0, als durch eine Körpertäuschung der Gegner allein auf das Tor zugeht und Zeit hat auszukucken und einzuschieben. Kurz vor Schluss dann, als Inter nochmal alles nach vorne warf, gab es dann beim 3:0 keine Gegenwehr mehr. Inter war kaputt, stand im Spiel um Platz drei und sparte schon einmal Kräfte für das kleine Finale.


Nach dem weiteren Halbfinale dann, gab es zur Entscheidung um den dritten Platz ein Neunmeterschießen. Marius mit dem ersten. Souverän in die rechte obere Ecke. OG limited cars verschießt. Zweiter Schuss Matze. Rechts daneben. Nerven. Aber die Erscheinung im Tor mit dem BätzBoyz-Hoody flößte Furcht ein beim Gegner. Auch der zweite Neuner verschossen. Dritter Schütze Urs. Diesmal kein Asthmaspray, nur zwei Schritte Anlauf, ein kurzes Husten – und frech in die Mitte geschossen. 2:0 Inter. Bei insgesamt vier Schützen musste limited cars jetzt treffen, um im Spiel zu bleiben, doch Matze Finster ahnt die Ecke, der Ball geht trotzdem vorbei und Blau-Weiß macht den dritten Platz klar! Haltlose Freude bei allen Beteiligten, respektvolle Verneigung der Gegner und die verdiente Dusche. Wohltat. Ein kleines Häuflein Interkicker betrat die Halle und erhobenen Hauptes, gestärkten Rückens verließen sie dieselbe, mit einem gigantischen Pokal in den Händen. Gravur:


11. Al Capone-Cup

21.11.09 Erlenbach/Main

3. Sieger


Erschöpft aber glücklich verabschieden sich die fünf Würzburger vom überglücklichen Trainer, vom überragenden Marius und im Rücken ein großer Intermoment, ein Turnier für die Geschichtsbücher und alles in allem dann doch: Ein schöner Tach in Erlenbach!


1 Kommentar:

Trainer hat gesagt…

Ein Traumartikel!